Jedes Jahr werden EU-weit rund 89 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen – und das, obwohl sie eigentlich noch genießbar wären. Ein Grund dafür ist, dass viele Supermärkte Produkte, die das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben, nicht mehr verkaufen. Sie landen stattdessen im Müll. Ein Gesetz, das die Händler zur Spende dieser Lebensmittel verpflichtet, könnte Abhilfe schaffen – laut einer aktuellen Umfrage würden die meisten Deutschen eine solche Bestimmung befürworten.

Frankreich ist Vorreiter des Wegwerfverbots

In einigen europäischen Ländern gibt es bereits Regelungen, die diese Lebensmittelverschwendung unterbinden sollen. Vorreiter ist hier Frankreich, das im Jahr 2015 ein entsprechendes Gesetz verabschiedete. Dieses verpflichtet die Läden, unverkaufte Lebensmittel an gemeinnützige Initiativen zu spenden oder als Tiernahrung beziehungsweise als Kompost in der Landwirtschaft weiter zu verwenden. Ähnliches gilt in Italien: Hier wurde vor wenigen Monaten eine Regelung getroffen, die alle Händler dazu auffordert, abgelaufene Produkte zu spenden – im Gegenzug winken Steuererleichterungen.

Frankreich: die Eckdaten



  • Gesetz gilt für Supermärkte ab 400m2

  • Lebensmittel sollen gespendet, zu Tierfutter verarbeitet oder kompostiert werden

  • bei Einhaltung des Gesetztes winken Steuer-Vergünstigungen

  • bei Nichteinhaltung drohen empfindliche Strafen

Mehrheit der Deutschen ist für ein Gesetz

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Bild:Pixabay/Hans

In Deutschland gibt es zwar derzeit noch keine derartige Bestimmung, eine aktuelle Umfrage zeigt aber, dass eine große Mehrheit der Bundesbürger ein entsprechendes Gesetz befürworten würden. Demnach sprechen sich insgesamt 87 Prozent der Teilnehmer dafür aus, dass auch deutsche Supermärkte künftig verpflichtet werden sollen, nicht verkaufte Lebensmittel an Bedürftige zu spenden. Die repräsentative Befragung wurde im Auftrag der Organisation abgeordnetenwatch.de durch das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap durchgeführt. Hintergrund der Studie ist die Online-Petition „EU: Verpflichtet Supermärkte ihr unverkauftes Essen zu spenden“, die mittlerweile über 800.000 Menschen europaweit unterzeichnet haben.

Kritiker fordern umfassendere Strategie

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Doch es gibt auch Stimmen, die ein solches Gesetz kritisch sehen. So erklärte der WWF beispielsweise, dass ein Gesetz wie in Frankreich nicht die Lösung des Problems ist und auch in Deutschland zu kurz greifen würde. Der Grund: Laut eigener Studie ist der deutsche Einzelhandel nur für ca. 14 Prozent der Lebensmittelverschwendung verantwortlich – einen deutlich größeren Anteil haben die Privathaushalte mit rund 39 Prozent. Die Organisation für Natur- und Umweltschutz fordert daher eine Gesamtstrategie für Deutschland, die alle Bereiche einbezieht.