Seit Abschaffung der Milchquote im April 2015 und dem daraus resultierenden europaweiten Überangebot sinken die Milchpreise kontinuierlich. Weniger als 45 Cent bezahlt der Verbraucher derzeit für einen Liter Milch im Supermarkt – die Landwirte erhalten davon nur rund die Hälfte. Zum Vergleich: Ein Liter Mineralwasser kostet beim Discounter ca. 20 Cent. Um wirtschaftlich arbeiten zu können und ihre Produktionskosten zu decken, müssten die rund 75.000 Milchbauern in Deutschland allerdings mehr als 40 Cent pro Liter verdienen.

Aus diesem Grund setzen immer mehr Landwirte verstärkt auf die Direktvermarktung ihrer Erzeugnisse. Über sogenannte Milchtankstellen bieten die Bauern ihren Kunden melkfrische Rohmilch aus eigener Herstellung zum Selbstabfüllen. Der große Vorteil für die Verbraucher: Unabhängig von Öffnungszeiten können sie sich (fast) rund um die Uhr und sieben Tage die Woche frische, regional erzeugte Milch direkt vom Bauern ihres Vertrauens zapfen.

Was muss man beachten: Tipps zur Lagerung und zum Verzehr von Rohmilch



  • Der Behälter, in den die Milch abgefüllt wird, sollte möglichst sauber sein – so bleibt die Keimzahl der Milch niedrig und sie hält sich länger.

  • Rohmilch sollte immer kühl gelagert werden.

  • Die frische, unbehandelte Milch ist nicht für jeden Magen geeignet. Daher sollte man das Naturprodukt nicht direkt in großen Mengen, sondern anfangs mit etwas Vorsicht genießen.

  • Vor dem Verzehr sollte Rohmilch zudem immer abgekocht werden – gerade bei Senioren, Schwangeren und Kleinkindern ist dies besonders wichtig.

  • Die Milch muss dazu für 20 bis 30 Sekunden auf über 72 Grad erhitzt werden.

  • Anschließend kann die Milch zwei bis drei Tage im Kühlschrank aufbewahrt werden.


So funktioniert die Milchtankstelle

Das Prinzip der Milchtankstellen ist denkbar einfach: Über einen Zapfautomat kann sich der Kunde die Milch selbst abfüllen. Dafür bringt er entweder selbst ein Gefäß mit oder er kauft am Automaten eine wiederverwendbare Milchflasche. Auf Knopfdruck bekommt er dann so viel Milch, wie er an Geld eingeworfen und über das Display angezeigt bekommen hat. Die Abfüllpreise liegen bei rund einem Euro pro Liter – ein Preis, für den der Bauer kostendeckend arbeiten kann. Und die Kunden bekommen Milch in einer Qualität und Frische, die es so in einem Supermarkt nicht gibt.

Was ist beim Abfüllen zu beachten?



  • stets saubere und trockene Gefäße verwenden

  • Flasche beim Abfüllen leicht schräg halten (dadurch bildet sich weniger Schaum)

  • Flaschen fest verschließen

  • Milch so schnell wie möglich nach Hause transportieren

  • wenn möglich Milch während des Transports bereits kühlen (Kühltasche und Kühlakkus)

Rohmilch – ein besonderes Erzeugnis

Bild: Pixabay/andreas160578)
(Bild: Pixabay/andreas160578)

Bei dem Produkt, das die Landwirte an den Milchtankstellen anbieten, handelt es sich um Rohmilch. Diese naturbelassene Milch hat einen hohen Fettgehalt und einen intensiven sahnig- süßen Geschmack. Im Gegensatz zu der Milch, die man üblicherweise im Supermarkt kauft, ist Rohmilch nur filtriert – das heißt, sie wurde weder homogenisiert noch pasteurisiert. Wertvolle Inhaltsstoffe und das spezielle Aroma bleiben so vollständig erhalten.
Gerade weil die Milch so gut wie unbehandelt ist, muss sich der Landwirt bei der Herstellung an besonders strenge hygienische Anforderungen halten. So darf Rohmilch beispielsweise nur am Tag der Gewinnung und am darauffolgenden Tag abgegeben werden. Außerdem darf der Bauer die Milch laut Hygieneverordnung und nach EU-Recht ausschließlich am Ort der Milcherzeugung verkaufen – längere Transportwege, bei denen das Produkt umgefüllt werden muss und die Kühlkette unterbrochen werden könnte, sind nicht erlaubt.

Was mache ich mit der Rohmilch?



  • so schnell wie möglich die Milch für mind. 45 sekunden über 75°C erhitzen (abkochen)

  • Die abgekochte Milch in ein sauberes Gefäß füllen

  • auf diesem Weg zubereitete Milch hält sich mindestens 3-4 Tage